Was ist Kommissionierung?
Und wie setzen moderne Lager sie heute um?
Kommissionierung ist ein Begriff aus der Lagerlogistik und bezeichnet das Einsammeln der Ware für Aufträge. Traditionell haben die Lagerarbeiter einen Zettel in der Hand, auf dem steht, was sie für jeden Kundenauftrag einsammeln müssen. In kleinen Lagern funktioniert das auch heute noch, aber modern ist die MDE-Kommissionierung, bei der die Kommissionier-Aufträge digital über ein App abgearbeitet werden.
2021-10-251. Was ist Kommissionierung?
Kommissionierung ist ein Prozess in der Lagerverwaltung, bei dem Ware aus dem Lager zusammengetragen wird, um sie an Kunden oder die Produktion auszuliefern. Die Kommissionierung muss jedes Lager leisten, ob für externe oder interne Aufträge. Externe Aufträge kommen von B2C oder B2B Kunden, die Ware bestellt haben. Interne Aufträge sind Lieferungen an die eigenen Mitarbeiter, Abteilungen und weitere Standorte des eigenen Unternehmens.
2. Effiziente Kommissionierung
Für die Lager ist wichtig, dass die Kommissionierung effizient ist, sodass viele Aufträge in wenig Zeit fehlerfrei bearbeitet werden. Zum einen erhalten die Kunden oder eigenen Mitarbeiter so schneller Ihre bestellte Ware und zum anderen wird Lagerfläche für andere Artikel frei. Jedes Unternehmen bzw. Lager definiert eine effiziente Kommissionierung dabei anders und das mit gutem Recht. Des einen Leid ist des anderen Freud und es liegt am Lagermeister zu entscheiden, welche Prozesse für seine Lagerhaltung richtig sind.
Die folgenden Punkte geben einen Eindruck, was alles zu einer Kommissionierung gehören kann. Dabei gehen wir von einer software-gestützten Lagerverwaltung aus, bei der Warenbewegungen über Barcodes, MDE Geräte und mobiler Software erfasst werden und nicht mit Zettel und Stift.
2.1 Exkurs mobile Datenerfassung
In einem Lager gehen ständig Waren ein und aus, wobei jede Bewegung in der Regel an eine Warenwirtschaft übergeben werden muss. Mit mobiler Datenerfassung werden diese Warenbewegungen über mobile Datenerfassungsgeräte digital dokumentiert, die einen eingebauten Scanner haben. Dieser Scanner erkennt Barcodes wie Artikelnummern oder Paketcodes. Auf dem MDE Gerät ist eine Software installiert, die diese erfassten Daten verarbeitet. In manchen Ausführungen gibt es einen Datenaustausch zwischen der mobilen Software und einer Warenwirtschaft, um automatisch Daten zu übergeben.
2.2 Priorisierung der Kommissionier-Aufträge
Zuerst braucht es einen Auftrag und dann einen Mitarbeiter, der die Ware kommissioniert. Hier stellen sich die ersten Fragen: was macht man mit unvollständigen Lieferungen, welche Prioritäten werden eingehalten, sind Teilaufträge oder Teilmengen von Bedeutung?
Zuerst muss sichergestellt sein, dass die Kommissionier-Aufträge überhaupt umgesetzt werden können. Das heißt, es muss genug Ware auf Lager sein, um alle Positionen einer Bestellung zu bearbeiten.
Der Informationenfluss zum Echtzeit-Lagerbestand wird über ein ERP System oder ein Subsystem gesteuert. Subsysteme sind meist explizit auf Lagerverwaltung spezialisiert, während ERP Systeme nur einen Teil der Lagerverwaltung abbilden. Je nach Ausführung des ERP Systems besteht in beiden Fällen die Möglichkeit, nur diejenigen Aufträge an die mobile Software auf dem MDE Geräten zu senden, bei denen alle Positionen auf Lager sind. Unvollständige Aufträge sieht der Lagerarbeiter nicht. So ist sichergestellt, dass Aufträge umgesetzt werden können.
Im zweiten Schritt muss eine sinnvolle Priorisierung der Aufträge her. Im besten Fall gibt es mehr Aufträge, als am Tag zu schaffen sind. Das ist gut für’s Geschäft. Hohe Auftragsmengen brauchen ein System, um dringliche von weniger dringlichen Aufträgen zu trennen. Eine bekannte Variante ist FIFO. Bei FIFO sortiert die mobile Software die Aufträge automatisch nach Eingangsdatum, sodass der älteste Auftrag als erstes auf dem MDE Gerät für die Kommissionierung erscheint.
Die meisten ERP Systeme hören spätestens bei FIFO auf, sodass die Kommissionierer zusehen müssen, welche Aufträge sie vorziehen. Über ein Subsystem hat der Lagermeister weitere Möglichkeiten, Aufträge in der gewünschten Reihenfolge bearbeiten zu lassen. Er kann zum Beispiel manuell Aufträge priorisieren und Mitarbeitern zuordnen oder Aufträge splitten. Aufträge zu splitten lohnt sich, um den ersten Teil einer Lieferung vorab an den Kunden zu versenden oder, um die Abfertigung zu beschleunigen. Bspw. erhält der Lagerarbeiter im Außenbereich den Auftrag Position 1-5 einzusammeln und sein Kollege im Hochregallager Position 6-7.
2.3 Einsammeln der Ware
Öffnet der Mitarbeiter einen Auftrag, gibt es mehrere Möglichkeiten, wie er die Positionen einsammelt. Für viele chaotische Lager ist die Aufteilung nach Lagerort sinnvoll. Für die Aufteilung nach Lagerort, zeigt die mobile Software auf dem MDE Gerät dem Mitarbeiter erst die Position, deren Lagerort am nächsten dran ist, anschließend den übernächsten Lagerort und so weiter. Auf diese Weise werden Laufwege eingespart.
Für Lager mit Festlagerplätzen macht es Sinn, auf Artikelebene zu sortieren. Da jeder Artikel bereits einen festen Lagerort hat, wird auch hier ein optimaler Laufweg gewährleistet, indem die mobile Software erst die Artikel mit dem nächsten Lagerort anzeigt. Ein anderer Grund, auf Artikeleben zu kommissionieren, sind die Artikel selbst. Unternehmen, die zum Beispiel zerbrechliche Artikel führen, vermeiden damit, dass ein schwerer Artikel als letztes auf die zuerst eingesammelten Glühbirnen gestellt wird.
Wenn Sie nicht mit ganzen Artikeln arbeiten, sondern mit Anbrüchen, ist die Menge des Artikels entscheidend. Sobald die Mengeneinheit nicht Stück ist, sondern Gramm, Kilo oder Meter macht es Sinn, dass die Software errechnet, von welchem Artikel der Lagerarbeiter die bestelle Menge entnehmen soll. Wenn er zum Beispiel 2,45 Meter Folie kommissionieren muss, ist es sinnvoller, die Rolle 101 zu nehmen, die noch 2,50 Meter hat und so den Verschnitt gering zu halten, als die neue 20 Meter Rolle 102 anzufangen.
2.4 Abschluss
Sind Prioritäten und Laufwege geklärt, bleibt die Frage, ob der Mitarbeiter nur einen Auftrag kommissioniert, also einstufig vorgeht oder ob er Ware für mehrere Aufträge einsammelt, also zwei- oder mehrstufig kommissioniert.
Bei der einstufigen Kommissionierung ist der Ablauf wie folgt: ein Mitarbeiter sammelt für einen Auftrag die Ware ein und derselbe Mitarbeiter macht den Auftrag versandbereit. Die einstufige Bearbeitung spart dann Zeit, wenn Kunden jeweils viel Ware bestellen. Der Mitarbeiter hat in diesem Fall vielleicht nur sechs Aufträge am Tag, dafür mit jeweils 20 Positionen, die er einsammelt und versandfertig macht. Nachgeschaltete Prozesse wie Versandkontrolle gehören streng genommen nicht mehr zur Kommissionierung, stellen aber die Qualität sicher und schließen damit die Kommissionierung ab.
Die zwei- oder mehrstufige Kommissionierung bietet sich an, wenn es viele Aufträge gibt, mit wenig teilweise nur einer Position, bspw. im Online Handel. Anstelle, dass der Mitarbeiter für jeden Auftrag neu losrennt, wählt er auf seinem MDE Gerät mehrere Aufträge aus und bringt die Positionen zu einem Sammeltisch o. Ä. Er selbst oder ein anderer Mitarbeiter ordnet die Positionen nun wieder den Aufträgen zu. Anschließend werden die Aufträge im selben oder einem weiteren Schritt versandfertig gemacht und die Kommissionierung abgeschlossen.
3. Fazit
Die eine richtige Kommissionierung gibt es nicht. Der Lagermeister muss sich überlegen, wie er die Kommissionierung steuert. Im ersten Schritt entscheidet er, nach welcher Reihenfolge die Aufträge bearbeitet werden. Die richtige Reihenfolge ergibt sich aus Faktoren wie Kundenpriorität, Lagerflächennutzung oder FIFO. Steht die Auftragspriorität fest, optimiert eine mobile Software die Laufwege der Mitarbeiter, indem sie die Positionen sinnvoll sortiert nach Lagerort oder Artikelart. Nun folgt eine einstufige oder mehrstufige Kommissionierung. Zum Schluss kann die Versandkontrolle erfolgen, um weitere Informationen zu erfassen oder die kommissionierten Artikel zu kontrollieren.
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